Ein medienpädagogischer Workshop mit dem KI-Bildgenerator Midjourney
Vor ein paar Wochen habe ich in den schönen kleinen Ort Wilthen in der Lausitz begeben, um im Jugendhaus Wilthen, welches zum Valtenbergwichtel e.V. gehört, einen Tag lang über KI und vorallem über die Funktion von KI-Bildgeneratoren zu sprechen.
TL;DR
- Ich habe eine Workshop mit Midjourney gemacht und wir haben unsere eigenen Superheld*innen generiert.
- Um Vorüberlegungen zum prompting zu erstellen habe ich einen Steckbrief genutzt.
- Nach den Superheld*innen haben sich die Teilnehmer*innen gegenseitig beschrieben und das in Midjourney als Prompts eingetragen.
- Am Ende haben wir mithilfe der Remixer Machine unsere Superheld*innen Trumpfkarten gebastelt
- Es war total toll!
Let’s go
Da das Thema künstliche Intelligenz unfassbar riesig ist und nicht innerhalb eines Tages alles besprochen werden kann, war der aufhänger dieses Workshops, dass wir uns unsere eigenen Superheld*innen generieren wollen. Gemeinsam mit fünf FLINTA* haben wir diesen schönen Herbstferientag genutzt um uns eigene Held*innen auszudenken und gleichzeitig über viele Themen bezüglich KI zu sprechen.
In einer ersten Fragerunde was denn schon bekannt ist über das Thema kam erstmal nur die Erkenntnis: “…die ist ganz schön schlau”. Stimmt ja irgendwie auch, aber nach etwas ausführlicherem Gespräch konnten wir besser definieren was dieses schlau eigentlich bedeutet. Welche Informationen sind in einer KI enthalten und welche vielleicht auch nicht? Woher kommen diese Infos eigentlich und wer bestimmt welche Infos eingespeist werden und welche nicht? Solche und ähnliche Fragen konnten wir besprechen. Anhand der Reaktionen der Teilnehmer*innen konnte ich feststellen, dass einige der besprochenen Aspekte vorher nicht so bewusst waren. Eine meiner Lieblingsaussagen war “…das ist ja total rassistisch”. Diese Reaktion bezog sich auf die Tatsache, dass künstliche Intelligenz dazu verwendet werden kann und wird um zu idenitifizieren welche Menschen anfälliger sind Straftaten zu begehen. Dieses sogenannte “predictive policing” wird eingesetzt, um im präventive Sicherheitsmaßnahmen zur Kriminalitätsbekämpfung umzusetzen. Schaut man sich die Funktion dieser Technologie aber etwas genauer an, lässt sich schnell festellen, dass die genutzten Daten jedoch einen extremen racial bias aufweisen. Ich denke es ist wichtig, auch über diese Nutzung von KI aufzuklären um das Spektrum der Anwedungen aufzuzeigen. Es ist nicht nur ein lustiger Chatbot der bei den Hausaufgaben hilft, sondern kann auch sehr unterschiedliche Einflüsse auf das Leben der Menschen haben.
Superheld*innen ausdenken
Nach unserer kleinen Einführungsrunde, in der auch ich abtasten konnte was die Gruppe vielleicht schon weiß und was Themen sind auf die ich im Laufe des Tagesn noch mehr eingehen möchte, haben wir uns an die Vorüberlegungen der Superheld*innen gemacht. Um die Generierung von Prompts für die KI zu vereinfachen habe ich zur Ideenfindung einen Steckbrief vorbereitet in den die Teilnehmer*innen erste Beschreibungen eintragen konnten. Dort war Platz das generelle Aussehen zu beschreiben, wichtige Merkmale zu definieren, eine Skizze anzufertigen und (Kunst-)Stile zu beschreiben die sie mögen oder in ihrem Bild gerne sehen würden.
Ich habe das Arbeitsblatt mit dem Steckbrief nach dem Workshop noch einmal überarbeitet und es kann hier zur weiterverwendung heruntergeladen werden (CC BY-SA).
Um die Kunststile zu finden beziehungsweise um zu Wissen welche Angaben später im Prompt gemacht werden müssen habe ich, die Seite MidLibrary vorgestellt. Auf dieser Seite können sämtliche Bildstile, die Midjourney umsetzen kann, recherchiert werden. Anhand dieser Seite konnten wir dann wie oben im Steckbrief ersichtlich besipielsweise die Stil-Beschreibung “Horror” etwas genauer definieren und im späteren Verlauf der KI verständlich machen.
Let’s start prompting
Wie ich nicht müde werde zu erwähnen ist meines erachtes nach eine der wichgisten Fähigkeiten im Umgang mit einer KI das Generieren von passenden Prompts zu lernen. Ohne sinnvoll überlegte Prompts wird der Output nie der, der erwartet wurde. Es ist ähnlich wie bei der Benutzung einer Suchmaschine. Auch dort gilt es zu lernen welche Stichwortkombination das bestmögliche Suchergebnis ausgibt. Dementsprechend ist das Erlenen von Prompting eine wichtige Fähigkeit für eine umfassende digitale Kompetenz.
Mithilfe der Steckbriefe hatten wir einen sehr guten Ausgangspunkt um unsere ersten Testläufe mit Midjourney zu machen. Am Anfang haben wir es noch mit der Eingabe auf deutsch probiert aber haben schnell gemerkt, dass die Ergebnisse mit englischen Prompts sehr viel akurater waren.
Das erste Ergebnis sah wie folgt aus:
Nachdem das erste Ergebnis generiert war, waren die staunenden Augen groß und die Teilnehmer*innen packte die Euphorie. Die Überraschung dass da eine Krähe entstanden ist war groß. Demenstprechend haben wir gemeinsamen überlegt was wir an der Eingabe verändern müssen um näher an das gewünschte Ergebnis zu kommen. Während der Eingabe konnten wir dann auch noch unsere Englischkenntnisse trainieren und das Ergebnis wurde direkt passender.
Diesen Vorgang haben wir dann wiederholt bis alle mit ihren generierten Superheld*innen zufrieden waren.
Was passiert wenn ich mich selbst beschreibe?
Nach einer kurzen Pause kam eine der begleitenden Sozialarbeiterinnen auf die Idee, dass wir auch mal ausprobieren könnten was passiert, wenn wir uns gegenseitig beschreiben und das als Prompts in das Programm eingeben. Eine ganz fantastische Idee, die ich, nachdem wir sie nun ausprobiert haben auch sehr weiterempfehlen kann als Workshopmethode.
Hier sind drei Ergebnisse als Beispiel zu sehen. Eine Ähnlichkeit ist defintiv vorhanden aber wir haben auch einige Defizite bei der Generierung feststellen können und darüber gesprochen. Auffällig ist beispielsweise, dass wir nicht einmal (auch bei den Held*innen nicht) eine Hautfarbe oder ethnische Herkunft im Prompt definiert haben. Und dennoch ist keine Diversität in den Bildern zu finden. Stattdessen wurde immer von einer weißen Person ausgegangen. Auch die Körperform wurde nicht weiter durch uns definiert und ausgegeben wurde uns immer eine Person die einem westlichen Schönheitsideal entspricht.
Einer teilnehmenden Person ist besonders aufgefallen, dass in all den Bildern von ihr Makeup aufgetragen ist. “Aber ich trage doch nie Makeup!” war ihre Aussage. Dementsprechend haben wir probiert die KI dazu zu bekommen, eine weiblich gelesene Person, aber ohne Makeup zu generieren. Das ist uns leider nicht gelungen. Demenstsprechend wurde unser Gespräch auch im Laufe des Workshops immer wieder auf die eingangs erwähnten Fragen gelenkt. “Wer bestimmt eigentlich welche Informationen in eine KI kommen? Woher nimmt sie ihre Informationen und was passiert wenn die Informationen die sie nutzt um zu lernen voller Diskriminierung und “falscher” Schönheitsideale ist?”
Abschluss des Workshops
Als Abschluss und um die erstellten Superheld*innen abschließend zu würdigen haben wir mithilfe der wundervollen Remixer Machine von Bryan Mathers unsere eigenen Trumpfkarten umgesetzt. Ein tolles Tool, welches mithilfe von Creative Commons Lizenzen ein einfaches Remixen ermöglicht. Neben den Trumpfkarten gibt auch viele andere Ressourcen die für Workshops genutzt werden können.
Ich hatte einen sehr tollen Tag und war begeistert wie gut alle dabei waren. Auch das Feedback der Teilnehmer*innen hat mir gezeigt, dass einige Aspekte über künstliche Intelligenz reflektiert wurden und mitgenommen wurde was eine KI so machen kann und was sie zum Teil auch nicht machen kann. Ich bin begeistert wie tiefgründig unsere Gespräche wurden und wir sogar über Machtstrukturen bei der Entwicklung von KI reden konnten. Für einen nächsten Workshop könnte ich mir auch vorstellen hier noch mehr in die Tiefe zu gehen und den Teilnehmer*innen mehr zu zeigen, wie sie nicht nur passive Nutzer solcher Programme sind sondern auch aktive Mitgestalter*innen werden können.
Habt ihr Interesse an dem Workshop oder anderer medienpädagogischer Begleitung eines Projektes, dann schreibt mir gerne eine Nachricht.